Lesung in der VHS Olpe

Am 19.09.18 reiste ich in meine alte Heimatstadt Olpe, um dort einen Vortrag im Forum des Weiterbildungszentrums der Volkshochschule zum Thema “Trotz alledem, das Leben ist schön – im Rollstuhl” zu halten.

Als mich einige Monate zuvor, die Einladung von Jochen Voß, dem Leiter der VHS Olpe, erreichte, freute ich mich ungemein darüber. Ich fand es großartig, dass das Thema „Leben mit Behinderung“ oder „Leben mit einer schweren Krankheit“ einen eigenen Platz im Programmheft der VHS gefunden hatte. Denn leider kommt in unserem Alltag die Auseinandersetzung mit diesem vermeintlich schwierigen Thema und mit den Menschen, die davon betroffen sind oft viel zu kurz. Wen wundert es da, dass auch im Zeitalter von Inklusion und Teilhabe immer noch viel zu viele Barrieren in den Köpfen der Menschen sowie in unserem öffentlichen Raum vorhanden sind. Aufklärung und Information, ein offener Austausch und ein gelebtes Miteinander sind die Dinge, die wir meiner Ansicht nach brauchen um die inneren und äußeren Barrieren zu überwinden – und so empfand ich es als wunderbare Chance mit meinem Vortrag einen kleinen Beitrag zu diesem “Miteinander” leisten zu dürfen.

Etwa 30 Zuhörer fanden sich an diesem Abend in der VHS ein und schenkten mir ihre Zeit und ihr Gehör. Ich freute mich besonders das sich neben vielen bekannten Gesichtern, auch einige Betroffene für meinen Vortrag interessierten.

Nach einer herzlichen Begrüßung durch Jochen Voß, berichtete ich von meinem bisherigen Lebensweg mit der Diagnose progressive Muskeldystrophie oder anders gesagt von meinem Leben mit dem „ständigen Kraftverlust“. Mir war es wichtig, den Anwesenden einen Eindruck davon zu vermitteln, wie ich als Rollstuhlfahrerin meinen Alltag bewältige und welche Herausforderungen es zu meistern gilt. Und ich berichtete davon, wie es mir gelingt trotz dieser schweren Erkrankung die schönsten Orte der Welt zu bereisen, mich immer wieder an Neues zu wagen und mein Leben zu lieben genauso wie es ist.

Hier ein kleiner Auszug meines Vortags:.

Mit jedem Abschied und jedem Neuanfang übe ich mich mehr darin mich von meinen Vorstellungen und Erwartungen, wie das Leben sein sollte zu lösen. Übe mich darin Veränderung und Andersartigkeit wohlwollender zuzulassen uns zu akzeptieren. Viel zu lang habe ich ständig verglichen und mich damit selbst gequält. Habe mich verglichen mit den Menschen um mich herum, aber auch mit mir selbst und den Fähigkeiten, die einmal da waren und nun nicht mehr da sind. Ständig war ich unzufrieden über das was nicht mehr war oder in Sorge über das was morgen vielleicht nicht mehr sein würde. Dabei habe ich völlig das, was Jetzt ist, aus den Augen verloren. Den Augenblick. Er ist das kostbarste Geschenk, was uns das Leben zu bieten hat. Und genau dafür bin ich achtsamer und dankbarer geworden! Für die Kleinigkeiten, die Nebensächlichkeiten, für das was eben nicht immer Selbstverständlich ist. 

Ja ich kann nicht mehr laufen und ich sitze im Rollstuhl, und ich bin mit 34 Jahren in Rente, aber ich atme, ich habe meine 5 Sinne, die ich nach allen Möglichkeiten auslebe, ich habe Menschen die mich Lieben und die ich liebe. Ich glaube Dankbarkeit und Demut sind wichtige Schlüssel zum Glück. Manche finden sie im Laufe ihres Lebens, manche suchen ein Leben lang vergeblich danach.

Ich für meinen Teil finde: „Trotz alledem: das Leben ist schön…im Rollstuhl!


Vielen Dank für diesen wunderbaren Abend!



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